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20. April 2003

Ruhetag im Italian Base Camp (3690 m)

Der heutige Tag dient zur Akklimatisation an die Höhe. In der Nacht hat es ein paar Zentimeter Neuschnee gegeben und so sind die Ausflüge auf die umliegenden Berge mit den Trekking-Schuhen zu gefährlich. Zusammen mit Christoph folge ich dem Weiterweg in Richtung Basislager.
Gleich nach dem Camp geht es sehr steil eine Moräne hinunter und auf der gegenüberliegenden Seite ist der Weg durch Steinschlag gefährdet. Danach befinden wir uns in einem tief eingeschnittenen Tal, durch das sich der Gletscherbach hindurchzwängt. Wir folgen dem Weg bis zum Beginn des Gletschers und kehren dann zum Lagerplatz zurück.

21. April 2003

Trekking vom Italian Base Camp zum Dhaulagiri Base Camp (4650 m)

Der heutige Aufbruch gestaltete sich sehr hektisch, da die Träger den langen Weg vom Basislager und zurück am selben Tag hinter sich bringen müssen. Den ersten Teil des Weges bis zum Gletscher kennen wir von gestern und wir wissen auch, dass das letzte Teilstück vor dem Gletscher sehr Steinschlag gefährdet ist. Diese Passage müssen wir noch vor dem Zeitpunkt hinter uns bringen, bevor die Sonne den Felsen bescheint. Das schaffen wir auch gerade noch. Danach geht es auf dem Gletscher mit vielem Auf und Ab weiter in Richtung Basislager.
Wir haben dabei einen sehr schönen Blick auf die unterschiedlichen Anstiegsrouten auf den Dhaulagiri. Gegen Mittag erreichen wir das Basislager und nun gilt es, die Zelte und das große Messzelt aufzustellen. Damit hatten wir unsere liebe Mühe, da das Domzelt mit den vielen Stangen sehr komplex aufzustellen ist. Danach teste ich noch meine Solaranlage als auch meinen Laptop. Als alles funktioniert, fällt mir ein Stein vom Herzen, denn ohne diese Anlage wäre dieses Tagebuch nicht möglich zu verfassen.

22. April 2003

Ruhetag im Basislager (4650 m)

Die ganze Nacht blies ein sehr starker Wind und so war an einen ruhigen Schlaf nicht zu denken. Nach dem Frühstück gehe ich mit Christoph bis zum Einstieg zum Lager I unter dem so genannten "Eiger". Wir vermissen ein Fixseil im unteren Teil der Aufstiegsspur und beschließen, dass morgen früh, vor unserem ersten Aufstieg anzubringen.
Nach unserer Rückkehr ins Basislager kommen weiter starke Windböen auf und der Stärkste bricht dann das Gestänge von unserem Messzelt. Somit müssen wir bereits einen Tag nach Erreichen des Basislagers das Gestänge von dem großen Domzelt reparieren. Anschließend verspannen wir das Zelt nochmals besser und hoffen, dass jetzt nicht noch mal so ein Desaster passiert. Danach wird sowohl Hochlager Verpflegung als auch Gruppenausrüstung ausgegeben. Am Nachmittag nimmt der Wind wieder ab und wir haben einen schönen Sonnenuntergang.

23. April 2003

Ruhetag im Basislager (4650 m)

Bereits um 7:00 Uhr fand heute Morgen die Puja statt. Diese Feier wird immer vor dem Beginn einer Expedition abgehalten und soll Glück bringen. Zu dieser frühen Stunde hat die Sonne das Basislager jedoch noch nicht erreicht und somit war es noch empfindlich kalt.
Nach dem Frühstück starte ich mit Christoph wieder zu der Steilstufe am "Eiger", an der wir bereits am Vortag waren, und bringen hier noch die fehlenden 120 m Fixseil an. Dadurch soll vor allem der Abstieg sicherer werden. Auch unsere beiden Hochträger beginnen zum gleichen Zeitpunkt mit dem Aufstieg zum Lager I und bringen bereits die ersten Zelte dort hin. Wir können erkennen, dass sie nur langsam vorankommen. Der Grund hierfür sind sicher die sehr hohen Temperaturen und die starke Sonneneinstrahlung am heutigen Tag. Am Nachmittag beginnen wir mit der Unterweisung an den Funkgeräten. Der Gebrauch der Überdruckkammer bei einer Höhenerkrankung sowie die dafür notwendigen Notfall Medikamente wurden besprochen und die Handhabung des Notfall Sauerstoffs vorgeführt. Danach wird die Ausrüstung für den morgigen Aufstieg zum Lager I, welches in 5800 m Höhe aufgebaut werden soll, zusammengestellt. Da es in dieser Etappe einige Gletscherspalten gibt, teilen wir uns in mehrere Seilschaften auf. Die Etappe ist sehr lang und daher beschränken wir uns auf ein möglichst leichtes Gepäck. Heute gehen alle sehr früh (20:00 Uhr) zu Bett, damit genügend Reserven für den morgigen Aufstieg zur Verfügung stehen.

24. April 2003

Aufstieg zum Lager I (5800 m)

Die erste Gruppe startet bereits um 3:00 Uhr, ich verlasse mit dem Rest der Mannschaft um 4:00 Uhr das Basislager. Bereits beim ersten steilen Aufschwung am "Eiger" wird mir klar, dass ich viel zu warm angezogen bin und ich lege eine Bekleidungsschicht ab. Die Route führt zwischen einem großen Eisbruch und dem "Eiger" in das Hochbecken unter der Dhaulagiri - Nordwand.
Ab hier gehen wir wegen der großen Spaltensturzgefahr am Seil. Robert, Christoph und ich bilden heute eine Seilschaft und wir passen in Bezug auf das Gehtempo sehr gut zusammen. Das Hochbecken ist zuerst nur leicht ansteigend und wird dann über mehrere Stufen steiler.
Erst 200 m unterhalb von Lager I erreicht uns die Sonne und ab dort gehen wir in der prallen Sonne. Einen kühlenden Wind gab es auch nicht, aber dafür eine grandiose Aussicht bei einem wolkenlosen Himmel. Nach 4:30 Std. erreichen wir das Lager I.
Wir stellen ein Zelt auf und deponieren darin unsere mitgebrachten Ausrüstungsgegenstände. Erst beim Abstieg wird mir bewusst, wir lange doch der Weg vom Basislager zum Lager I tatsächlich ist. Gegen 12:00 Uhr sind wir wieder im Basislager und können uns von dem ersten Ausflug zum Lager I erholen.

25. April 2003

Ruhetag im Basislager (4650 m)

Heute wollten wir eigentlich ausschlafen, aber ab 4:00 Uhr bellt der seit einem Tag im Basislager eingetroffene Hund ohne Unterbrechung. Er ist mit den Trägern einer weiteren Expedition hier eingetroffen und ist geblieben! Am Morgen gebe ich ein Live Interview direkt vom Basislager mit Michael Welter bei SWR 4. Danach stellen wir die Ausrüstung für den nächsten Aufstieg zusammen. Unser Plan sieht den morgigen Aufstieg und die erste Übernachtung in Lager I vor. Am nächsten Tag (27.04.2003) ist der Aufstieg zu Lager II (6700 m) geplant. Hier wird jedoch nur ein Depot eingerichtet und wieder abgestiegen. Ob wir dann gleich wieder in Basislager absteigen oder eine weitere Nacht in Lager I verbringen, hängt sehr von der weiteren Wetterentwicklung ab. Anhand der vorhandenen Wetterberichte muss eher von einer Wetterverschlechterung in den nächsten Tagen ausgegangen werden. Heute ist es bei Weitem nicht mehr so wolkenlos wie gestern, ganz im Gegenteil, ab dem Mittag haben wir Nebel.

26. April 2003

Erste Nacht im Lager I (5800 m)

Wie bereits beim ersten Aufstieg zum Lager I starten wir um 5:00 Uhr früh vom Basislager. Der Himmel ist sternenklar und der Tag verspricht schön zu werden.
Etwa 200 m unterhalb von Lager I befindet man sich in einer Querung, die durch Eisschlag stark bedroht ist. Diesen Bereich versuchen wir, möglichst schnell hinter uns zu lassen. Gegen 10:00 Uhr erreichen wir dann bei herrlichem Sonnenschein das Lager I in 5800 m Höhe. Wir beginnen sofort mit dem Ausschaufeln der Zeltplattformen.
Nach dem Mittag ziehen dann die ersten dunklen Wolken auf und etwas später, beginnt es zu schneien. Nun ist wieder, wie so oft bei Expeditionen, ein langweiliges Hochlager - Nachmittag angesagt. Leider habe ich kein Buch zum Lesen mit nach oben gebracht und so vertreibe ich mir die Zeit mit kurzweiliger Unterhaltung und Kochen. Zum Glück hat niemand Probleme mit der Höhe und so hoffen wir auf schönes Wetter für den morgigen Tag, damit wir zum Lager II in 6700 m aufsteigen können.

27. April 2003

Wettersturz beim Aufstieg zum Lager II (6700 m)

Gegen 4:00 Uhr früh beginnen unsere Zeltnachbarn bereits mit dem Kochen und so ist an ein weiteres Schlafen nicht mehr zu denken. Ich verlasse meinen warmen Schlafsack und schaue nach dem Wetter. Es ist keine Wolke zu sehen und somit steht unserem geplanten Aufstieg zum Lager II nichts im Wege. Eine Stunde später ist es bereits hell, aber immer noch bitterkalt und so legen wir unseren Aufbruch auf 5:30 Uhr fest. Mühsam setzen wir uns in Bewegung und wissen noch nicht genau, was uns im Bezug auf die Spaltensturzgefahr erwartet. Außer ein paar kleineren Spalten sieht das Gelände recht sicher aus. Stetig ansteigend zieht das Gelände in die Richtung des Nordostgrates nach oben.
Nachdem wir endlich in der wärmenden Sonne weiter nach oben steigen, zeigen sich am Himmel die ersten Schleierwolken, die nichts Gutes verheißen. Eine Stunde später schiebt sich bereits eine beängstigende dunkle Wolkenschicht über den Dhaulagiri Gipfel. Wir sind zu diesem Zeitpunkt auf 6200 m Höhe und denken, dass das Wetter sicher noch eine Stunde hebt. Die Wolkenfront kommt jetzt aber in einer solchen atemberaubenden Geschwindigkeit über den Gipfel, dass wir den sofortigen Abstieg beschließen. Wir richten auf 6300 m Höhe ein Depot ein und steigen schnell wieder zum Lager I ab.
Als wir dort angekommen, beginnt es bereits zu schneien. Wir verschließen sorgfältig die Zelte im Lager I und treten gemeinsam den Abstieg zum Basislager an. In der Zwischenzeit sind auch vom Tal herauf dicke dunkle Schneewolken heraufgezogen und wir sehen nach kurzer Zeit wie Schneemänner aus. Dann kommen wir an die Stelle, an der wir bereits am Vortag Angst vor Eisschlag gehabt haben. Uns verschlägt es fast den Atem, als wir das Ausmaß des Einzugsgebietes des Eisabganges sehen. Unsere Spur verläuft unter Meter dicken Eisbrocken und wir müssen uns mühevoll einen neuen Weg durch die Eiswüste suchen. Wir wollen uns gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn wir zu diesem Zeitpunkt an diesem Ort gestanden wären. Da kann man nur sagen "Glück gehabt". Wir steigen rasch weiter ab und sind um 11:00 Uhr wohlbehalten im Basislager. Am Nachmittag wird das Wetter kurzfristig wieder etwas besser, bevor am Abend die Kaltfront mit Gewitter und Schneeschauer ihren Einzug hält.

28. April 2003

Starker Schneefall im Basislager (4650 m)

Am Morgen scheint noch die Sonne und alle gehen noch schnell unter die Dusche bevor dann erneut dicke Wolken aufziehen.
Vor dem Mittagessen, das heute unsere beiden Expeditionsleiter zubereitet haben, beginnt es intensiv zu schneien. Aber das hat uns den Appetit nicht vermiesen können, ganz im Gegenteil, die Käsespätzle haben vorzüglich geschmeckt. Am Nachmittag gab es langanhaltenden Schneefall begleitet von Gewittern. Wir sind froh, dass wir im sicheren Basislager sind, hoffen jedoch inständig, dass es oben nicht allzu viel neuen Schnee hinwirft. Am Nachmittag kommt wieder starker Wind auf aber hin und wieder kommt auch die Sonne zum Vorschein.

29. April 2003

Wetterkapriolen

Die halbe Nacht hat es geschneit, und als ich am Morgen aus dem Zelt schaue, hat es bereits 10 cm Neuschnee. Zu diesem Zeitpunkt waren zwar nur wenige Wolken am Himmel, aber in der Ferne konnte man bereits die ersten Vorboten für eine erneute Wetterverschlechterung erkennen.
Zur Mittagszeit schneit es dann bereits wieder und die Windstärke nimmt zu. Leider stimmt uns der Wetterbericht für die kommenden Tage auch nicht gerade zuversichtlich. Morgen soll es zu weiteren Niederschlägen kommen und ein ähnlicher Wetterverlauf wird heute sein.
Danach dreht der Wind auf Nord und die Niederschläge sollen nachlassen. Dafür erreicht der Wind Spitzenwerte von 120 km / Std. im Gipfelbereich bei einer Temperatur von um die -35 °C. Im Lager I werden noch Windgeschwindigkeiten von über 60 km / Std. erwartet. Ein Aufbauen von Lager II ist unter diesen Bedingungen eher nicht sehr sinnvoll, da das Risiko für den Verlust der Ausrüstung zu groß ist. Aus diesem Grund wollen wir zumindest bis morgen noch im Basislager abwarten.
Für den darauffolgenden Tag wäre ein erneuter Aufstieg zum Lager I denkbar und nach einer weiteren Nacht in Lager I könnte dann zumindest die noch fehlende Ausrüstung im Lager II deponiert werden. Das ist aus heutiger Sicht allerdings nur ein Wunschgedanke. Wie die Realität aussehen wird, wird sich dann zeigen. Bis dahin heißt es die Nerven bewahren und abwarten.

30. April 2003

Gefährlicher Aufstieg unter dem "Eiger"

In der Nacht hat es nicht mehr geschneit und der Morgen beginnt mit Sonnenschein. Aus diesem Grund beginnen die Hochträger am Morgen mit dem Aufstieg zum Lager I. Unter dem "Eiger" kommen sie wegen erheblichen Neuschnees nur sehr langsam voran. Als dann die ersten Sonnenstrahlen den "Eiger" treffen, gehen die Lawinen über die geplante Aufstiegsspur ab. Nun heißt es, schnell den weiteren Aufstieg der Hochträger zu stoppen. Sie haben ein Funkgerät dabei, aber es ist im Moment ausgeschalten und somit können sie nicht erreicht werden.
Nun eilen Robert und Jochen zum Einstieg und rufen den Hochträgern die Gefahrenmeldung zu. Unverzüglich kehren alle ins Basislager mit der Erkenntnis zurück, dass die Gefahr falsch eingeschätzt wurde. Obwohl wir im Basislager nur ca. 10 cm Neuschnee erhalten haben, muss es in der Höhe doch erheblich mehr geschneit habe. Dadurch ist die Lawinengefahr erheblich größer als zuerst angenommen. Leider ist die weitere Wetterentwicklung auch nicht positiv. Nach dem neuesten Wetterbericht soll es ab dem 02.05.2003 im Gipfelbereich sogar Windgeschwindigkeiten bis 180 km / Std. geben und eine Wetterbesserung ist erst ab dem 05.05.2003 in Sicht. Aus diesem Grund haben wir unseren weiteren Plan etwas abgewandelt: Aufstieg zum Lager I und danach, wenn möglich, gleich zum Lager II um dort ein Depot einzurichten. Danach Abstieg zum Lager I und Übernachtung im Lager I. Am darauf folgenden Morgen sind der Abbau von Lager I und das Deponieren der gesamten Ausrüstung in einem Schneeloch geplant. Damit soll der Verlust der Ausrüstung durch den Sturm verhindert werden. Am Nachmittag zieht es wieder zu und es schneit erneut.

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