• 8000 1 Header
  • 8000 2 Header
  • 8000 3 Header
  • 04 8000 Header 2023

Beitragsseiten

 

08.07.1998

Taktik für den Gipfelversuch

Heute ist der optimale Gipfeltag, weder Windfahnen noch Wolke beeinträchtigen die Sicht vom Basislager auf den Gipfel des Hidden Peak. Einer vermeintlich vertanen Chance nachzutrauern, hilft uns jetzt nicht – im Gegenteil. Wir haben die Risiken im Couloir sehr genau analysiert und uns gegen einen weiteren Aufstieg entschieden. Dafür sitzen wir jetzt gesund im Basislager und können jederzeit einen neuen Versuch starten. Genau darauf möchte ich mich jetzt konzentrieren und die dafür notwendigen Vorbereitungen treffen. Zunächst brauchen wir einen möglichst präzisen Wetterbericht für die kommenden Tage von Karl Gabl, den Peter, wie üblich, per Satellitentelefon einholt. Am Sonntag den 12.07.2010 soll uns ein neues Tiefdruckgebiet erreichen. Bis dahin ist mit ruhigem und weitgehend wolkenlosem Wetter zu rechnen.
Nach dieser Prognose bleiben uns nur drei Tage für die Besteigung und die Rückkehr ins Basislager. Wir erarbeiten einen Plan, wie wir das umsetzen könnten.

Plan A:
1. Tag: Aufstieg zum Lager II; 2. Tag: Aufstieg zum Lager III; 3. Tag: Gipfel und Rückkehr ins Lager III; 4. Tag: Rückkehr ins Basislager.

Plan B:
1. Tag: Aufstieg zum Lager III; 2. Tag: Gipfel und Rückkehr ins Lager III; 3. Tag: Rückkehr ins Basislager.

Obwohl der Plan B sehr viel anspruchsvoller ist, kann ich mich mit ihm eher anfreunden und würde ihn gerne umsetzen.
Die Ausrüstung für den Gipfelversuch reduzieren wir auf das Allernötigste. Mit diesem minimalen Gepäck sollten wir das Lager II in sechs bis sieben Stunden erreichen können und in weiteren vier bis fünf Stunden das Lager III.

09.07.1998

Speed-Aufstieg zum Lager III

Wir verlassen das Basislager zu unserer üblichen Zeit um 1:00 Uhr und wenig später hasten wir durch den zerklüfteten Eisbruch. Immer wieder schaue ich auf meine Uhr und kann es kaum noch erwarten, bis die letzte große Spalte vor dem Lager I (5900 m) vor uns auftaucht. Von dort folgen wir noch 20 Minuten den Markierungsfähnchen bis zu unseren Zelten.
Nach einer viertelstündigen Pause gehen wir weiter in Richtung Gasherbrum-Sattel. Gerade rechtzeitig zum Sonnenaufgang erreichen wir eine Erhebung im oberen Drittel des Eisbruchs, von der aus ich ein herrliches Panorama fotografieren kann. Ohne eine weitere Pause gehen wir zügig bis zu unserem Lager II und warten im Zelt, bis die Sonnenstrahlen auch diesen Platz erreichen.
Um 8:00 Uhr verlassen wir das Lager II. Den breiten unteren Teil des Couloirs bis zum Beginn der Fixseile steigen wir zunächst in Serpentinen auf. Je höher wir kommen, um so überwältigender ist die Aussicht an diesem wolkenlosen und nahezu windstillen Morgen. Die letzte heikle Felsrippe vor dem Lager III ist gegen 10:00 Uhr überwunden und in dem darüber liegenden Schneefeld finden wir ideale Bedingungen vor. Dieses Schneefeld unterhalb von Lager III ist nicht mehr ganz so steil, und wir durchsteigen es ohne Sicherung.
Um 12:00 Uhr erreichen wir den Lagerplatz in 7050 m Höhe, auf dem schon das Zelt unserer dänischen Freunde steht. Nach einer kurzen Pause bauen wir unser kleines einwandiges Zelt in unmittelbare Nähe des anderen Zeltes auf.
Mads, Jan und Mathorne haben gegen 10:00 Uhr den Gipfel erreicht und wir sprechen unsere Glückwünsche aus. Mads und Mathrone steigt zum Lager II ab und Bo und Mathorne bleiben noch eine Nacht im Lager III. Am Abend schmelzen wir noch genügend Schnee, um alle Trinkflaschen für den morgigen Aufstieg aufzufüllen.

10.07.1998

Gipfeltag

Eine Stunde vor Mitternacht piepst der kaum wahrnehmbare Wecker in der Armbanduhr und unterbricht den Schlaf. Draußen hat es um die -20 °C und es geht kein nennenswerter Wind. Um Mitternacht beginnen wir mit dem Aufstieg. Der Sternenhimmel sorgt für eine gewisse Grundhelligkeit, die zum Erkennen der Felskonturen ausreicht. Ich fühle mich wie an einem Viertausender in den Westalpen und bin viel zu schnell für eine Höhe über 7000 Meter. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum Peter nicht mehr direkt hinter mir ist und ich auf ihn warten muss, bis er wieder aufgeschlossen hat.
Wir queren jetzt auf den breiten Gletscher, der von etwa 7600 m Höhe in einer Neigung von 50 – 55 Grad herunter fließt und schließlich schroff in der Nordwestwand abbricht. Mehrmals muss Peter mühsam aufschließen; ich mache mir Sorgen über den unerwarteten Leistungseinbruch. Peter sagt mir, dass ich schon mal vorgehen soll. Nach anfänglichem Zögern gehe ich mein eigenes Tempo und bald ist unter mir nur noch das Licht von Peters Stirnlampe zu sehen. Eigenartig, wie allein ich mich plötzlich fühle. Obwohl es immer wieder den Anschein hat, dass sich der Hang etwas zurücklehnt, wird er kurz darauf schon wieder steiler. Langsam beginnt es zu dämmern und ich erkenne über mir eine sich verengende Schneerinne, in der noch Spuren der Dänen zu erkennen sind. Mein suchender Blick nach Peter ist erfolglos, ich kann ihn nicht mehr sehen.
Die ersten Sonnenstrahlen treffen jetzt den Gipfelaufbau des K2 und wenig später sind sie auch bei mir. Eine unglaubliche Wärme durchströmt mich. In kürzester Zeit spüre ich wieder Leben in den tauben und gefühllosen Fingern und Zehen. Am Gasherbrum II-Südost-Grat erkenne ich unzählige Bergsteiger, die sich im Gipfelaufstieg befinden. Ich fotografiere und suche mir einen geeigneten Platz, an dem ich Daunenanzug ausziehen kann. Mit dem Daunenanzug ist mir der Rucksack zu schwer und ich lasse ihn zurück.
Die Temperatur empfinde in meiner leichteren Bekleidung als angenehm. Eine halbe Stunde später bin ich unterhalb des kleinen Sattels, von dem Bo gestern berichtet hat. Tatsächlich führen die Spuren sowohl zum Felsen auf der linken Seite wie auch zu einem gut 60 Grad steilen Firngrat auf der rechten Seite. Die Firnschneide gleicht einer Himmelsleiter, die so aussieht als würde sie im Nichts enden.
Beim Anblick der Frontalzacken-Einstichlöcher in der gut 60 Grad steilen Firnflanke bleibt mir zunächst die Spucke weg. Das Hinaufkommen macht mir im Moment weniger Kopfzerbrechen als das Heil-Hinunterkommen. Ich atme nochmals tief durch, nehme allen Mut zusammen und steige über die Firnflanke und einem Firngrat zum Gipfel.
Bevor ich mich in Ruhe dem Panorama widme, gehe ich soweit vor, bis ich die Zelte im Lager III sehen kann. Mir fällt ein Stein vom Herzen, als ich Peter vor dem Zelt im Lager III stehen sehe, und er mir zuwinkt. Es ist erst 8:00 Uhr; ich habe also den Gipfel innerhalb von 31 Stunden vom Basislager aus erreicht. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl stellt sich bei mir ein und ich begreife ganz langsam, was mir da geglückt ist.
Ich kann mich kaum von der herrlichen Aussicht trennen und bleibe etwa eine Stunde auf dem Gipfel. Schließlich muss ich mich aber doch dem heiklen Abstieg zum Sattel zuwenden. In dem steilen Gipfelhang steige ich vorsichtig rückwärts hinunter zu meinem Rucksack. Dieser heikelste Abschnitt ist schon mal überstanden, jetzt geht es nur noch darum, wie ich die nächsten 800 Höhenmeter bis zum Lager III sicher hinunterkomme.
Endlich um 11:30 Uhr erreiche ich das letze Schneefeld vor dem Lager III und sehe Peter vor unserem Zelt stehen. Ich mobilisiere die letzten Reserven und bringe mehr stolpernd als gehend auch diesen letzten Hang hinter mich. Dann können wir uns endlich in die Arme nehmen und ich sage Peter, wie leid es mir tut, ohne ihn am Gipfel gewesen zu sein. Peter ist heute Nacht ausgerutscht und etwa 400 Meter den Gletscher hinuntergefallen und hat sich dabei das Knie verletzt. Aus diesem Grunde entscheiden wir uns für den sofortigen Abstieg.
Um 14:00 Uhr beginnen wir mit dem Abstieg durch das Japaner-Couloir und sind wir zwei Stunden später im Lager II.

11.07.1998

Rückkehr ins Basislager

Ein Tag nach dem Gipfelgang ist die Nacht schon um 3:00 Uhr zu Ende. Gerne hätte ich noch ein paar Stunden geschlafen, aber ich muss mit Peter so schnell wie möglich ins Basislager absteigen. Auf das Frühstück verzichten wir heute und beginnen sofort mit dem Verstauen der Ausrüstung in die Rucksäcke. Schwer bepackt verlassen wir das Lager II eine Stunde später. Trotz der optimalen Schneebedingung tut sich Peter auf den ersten Metern sehr schwer mit dem Gehen. Schon eine halbe Stunde später liegt der Eisbruch hinter uns, und wir gehen auf der fast ebenen Hochfläche zum Lager I. Im Lager I machen wir eine kleine Pause und steigen dann weiter zum Basislager ab.
Zum Glück sind über den breiten Spalten noch die Schneebrücken vorhanden, sodass sie nicht übersprungen werden müssen. Um 8:00 Uhr werden wir im Basislager von unserer Begleitmannschaft herzlich empfangen und bekommen sofort ein Frühstück serviert. Bis zum Mittag sitzen wir im Essenszelt und essen, trinken und erzählen unsere Erlebnisse.
Am Nachmittag ziehen die ersten Wolken auf und kündigen den von Karl Gabl vorhergesagten Wetterumschwung an.

12.07.1998

Hubschrauber wird angefordert

In der Nacht beginnt es zu regnen alles richtig ekelig nass, als ich am Morgen das Zelt verlasse. Nach unserem ausgedehnten Frühstück treffen Jozef, sowie Ray von ihrem Gipfelgang am Gasherbrum II im Basislager ein. Ray hat sich an dem Tag, an dem ich ohne Daunenanzug am Gipfel des Hidden Peak war, in dem nur wenige Kilometer entfernten Gasherbrum II die Finger erfroren. Um welchen Erfrierungsgrad es sich handelt, kann von uns hier vor Ort nicht festgestellt werden. Es sind aber Blasen vorhanden, und er klagt über Gefühllosigkeit, was zumindest dem 2. Grad zugeordnet werden kann. Wir verbinden die betroffenen Finger und ziehen ihm zum Schutz vor Kälte Handschuhe darüber. Viel mehr können wir für ihn hier im Basislager nicht tun.
Jetzt kann unser Begleitoffizier seine Beziehungen zum Militär in die Waagschale werfen, um möglichst schnell einen Hubschrauberflug für Ray vom Basislager nach Skardu zu bekommen. Der Baltoro ist militärisches Sperrgebiet, und so dürfen nur Militärhubschrauber ins Basislager fliegen. Nach einem langen Telefonat mit seiner Dienststelle klingt die Antwort des Begleitoffiziers nicht sehr zuversichtlich. Am Nachmittag setzt Schneefall ein, was die Wahrscheinlichkeit eines Rettungsflugs auf null sinken lässt.
Peter ist in Bezug auf sein schmerzendes Knie heute zuversichtlicher als gestern. Möglicherweise handelt es sich nur um eine Bänderdehnung und nicht um einen Bänderriss, wie anfänglich vermutet.

13.07.1998

Träger werden angeheuert

Der Schneefall hat in der Nacht nachgelassen, aber dicke Wolken verhindern am Morgen die Sicht auf die Berge. Zunächst rufe ich im Trekkingbüro von Ashraf Aman an und versuche meinen Flug nach Deutschland auf einen früheren Zeitpunkt umzubuchen, was nach längerem Verhandeln auf den 20.07.1998 möglich ist. Es stehen mir somit noch sieben Tage für den Rückweg nach Askole und die Fahrt nach Islamabad zur Verfügung. Um das Basislager mit meinem Gepäck verlassen zu können, benötige ich Träger, die zunächst vom Concordia-Platz herbeigerufen werden müssen.
Über Telefon ist das natürlich nicht möglich, und so erklärt sich unser Koch Qasim bereit, diese Aufgabe zu übernehmen. Gegen Mittag verlässt er das Basislager, um Träger anzuheuern. Den Nachmittag verbringe ich mit dem Verpacken meiner Ausrüstung, die ich mit viel Mühe in meine Transporttonnen verstaue.
Wie nicht anders zu erwarten war, ist bei dem wolkenverhangen Himmel heute keine Hubschrauber zu uns gekommen.

14.07.1998

Träger kommen

In der freudigen Erwartung, dass die Träger am frühen Morgen im Basislager eintreffen, stehe ich um 6:00 Uhr auf und baue mein Zelt ab. Auch Ray geht sehr früh zu dem eigens für diesen Einsatz präparierten Hubschrauberlandeplatz und wartet dort stundenlang geduldig auf die Rettung aus der Luft.
Nach vergeblichen Warten stelle ich am späten Nachmittag das am Morgen abgebaute Zelt wieder am ursprünglichen Platz auf. Am späten Abend trifft unser Koch Qasim mit den Trägern endlich ein. Wir vereinbaren, morgen bei Tagesanbruch, das Basislager zu verlassen.

15.07.1998

Trekking vom Basislager nach Gore II

Um 5:00 werde ich von unserem Sirdar geweckt. An diesem Morgen ist meine Stimmung nicht mehr von den Gedanken um bevorstehende Aufstiege, sondern von der Vorfreude auf die Rückkehr nach Hause geprägt.
Ich habe mein bergsteigerisches Ziel erreicht. Die Art und Weise, wie es erreicht wurde, erfüllt mich mit großer Zufriedenheit. Die gemeinsamen Tage mit den Kameraden waren ein schönes Erlebnis.
Das letzte Frühstück im Lager, die Post der Kameraden für die Heimat eingesteckt, ein paar aufmunternde Worte und gute Wünsche für die Kameraden, deren Grüße an die Heimat, und dann marschiere ich mit meinen drei Trägern los. Doch der Baltoro macht mir den Abschied nicht leicht: Direkt vor unseren Augen steht die formschöne Chogolisa, deren von hier aus sichtbarer Ostgipfel (7654 m) im Jahr 1958 von einer japanischen Expedition erstmals bestiegen wurde. Der Hauptgipfel (7668 m), der erst später sichtbar wird, wurde im Jahr 1975 von einer österreichischen Expedition erreicht. Am gut sichtbaren Südostgrat der Chogolisa fand Herman Buhl, der Erstbesteiger von Nanga Parbat und Broad Peak, im Jahr 1957 den Tod. Zurückblickend beeindruckt nochmals der vielgipfelige Baltoro-Kangri (7300 m) mit seinen gewaltigen Eismassen. Doch schon nimmt im Nordwesten eine neue imposante Felsgestalt den Blick gefangen: der Muztagh Tower (7284 m) – aus dieser Richtung ein kühner, schlanker und abschreckend wirkender Turm. Links davon, am Concordia-Platz, der Doppelgipfel des Mitre Peak (6030 + 6025 m). Rechts vom Muztagh Tower fällt der unglaublich spitze Gipfel des New Cristal Peak (6252 m) auf. Weiter rechts folgen die Siebentausender Praqpa Ri (7150 m) und Skil Brum (7350 m). Wir nähern uns Concordia – und nun kommt auch wieder der alles in den Schatten stellende K2 in Sicht. In der Nähe von Concordia sind einige Gletscherbäche zu überwinden, die in Anbetracht des fortgeschrittenen Sommers zu gefährlichen Wildbächen geworden sind. An manchen Stellen müssen die Expeditionen die Übergänge mit Leitern präparieren, um den schwer beladenen Träger die Querung zu ermöglichen.
Ich kann mich nur schwer von Concordia trennen. Marble Peak, K2, Broad Peak, Gasherbrum IV, Baltoro Kangri, Khumul Gri, Mitre Peak: Man kann sich nicht sattsehen an diesen Bergen des Baltoro.
Um 17:30 Uhr kommen wir in Gore II an. Hier lagert eine französische Expedition, die mich herzlich zum Abendessen einlädt. Es wird ein schöner Abend mit einem herrlichen Sonnenuntergang. Drei kühne Berggestalten beherrschen die Bergszenerie: der Gasherbrum IV (7925 m) im Osten; der Masherbrum (7821 m) im Südwesten und der Muztagh Tower (7284 m) im Nordwesten. Von Gore II ist heute die abschreckend steile Nordost- und Nordwand des Masherbrum zu sehen.

16.07.1998

Von Gore II nach Payu

Ich habe es eilig und um 5:00 Uhr ist Abmarsch. Kein Berg will mich jetzt mit seinem Anblick aufhalten, denn es ist bewölkt, regnerisch und kühl. Und das ist wirklich schade, denn ich hätte schon gerne nochmals das herrliche Panorama rund um den unteren Baltoro-Gletscher als Wegbegleiter gehabt. Es ist ein endlos erscheinender Marsch, zunächst über unebenes Eis und Gletscherbäche, dann in ewigem Auf- und Ab über die Schotterhügel und entlang der Moränen.
Nach über 35 km tatsächlicher und mindestens 50 km gefühlter Gehstrecke kommen wir gegen 18:30 Uhr in Payu an. Der ganze Körper schmerzt, während ich das Zelt aufbaue. Kaum bin in drin, fängt es an zu regnen, und es regnet die ganze Nacht.

17.07.1998

Von Payu nach Korophon

Schon wieder um 4:00 Uhr aufstehen! Das Zelt ist triefend nass, das Frühstück ist ungemütlich. So gut es geht, verstauen wir das nasse Zeug und brechen auf. Erfreulicherweise bessert sich das Wetter, und bald scheint die Sonne. Als wir am Seitental des Dumord-River ankommen, gibt es keinen Zweifel, wie wir weitergehen müssen: das Seitental hinauf bis zum Lagerplatz Jhula, dort über die neue Hängebrücke und jenseits wieder hinunter zum Ufer des Haupttales.
Ich genieße nun also den "Luxus" der neuen Hängebrücke. Beim Einbiegen ins Haupttal haben wir dann aber doch wieder einige Mühe, weil sich der in den Fels gesprengte neue Weg direkt oberhalb des wild tobenden Wassers noch "im Rohbau" befindet. Nach ein paar aufregenden Kletterpartien kommen wir aber doch unbeschadet zur Flussebene von Korophon am Biafo-Gletscher, wo wir unser Nachtlager aufschlagen.

18.07.1998

Von Korophon nach Skardu

Am frühen Morgen brechen wir nach Askole auf. Beindruckend ist erneut die Querung des Biafo, der wild schäumend unter der zwischen zwei großen Felsen gespannten kurzen Hängebrücke dahinschießt. In Askole halten wir uns nicht länger auf, sondern gehen noch eine knappe Stunde weiter zum nächsten Dorf, wo ein Jeep auf uns wartet. Er hat z. Zt. aber nur einen begrenzten Aktionsradius, weil der hochwasserführende Süd-Braldu weiter unten die Straße unterbrochen hat. Es ist erst 10:00 Uhr, als wir an dieser Stelle ankommen. Hier hilft nur eins: Sämtliches Gepäck schultern, am Hang entlang klettern und jenseits der Unterbrechung wieder die Straße erreichen. Dort wartet bereits ein anderer geschäftstüchtiger Jeepfahrer. Es folgt eine qualvolle, lange Fahrt bis Skardu. Gegen 17:00 Uhr stehe ich wieder vor dem K2-Hotel und es bläst der in Skardu übliche Sandsturm.

19.07.1998

Von Skardu nach Islamabad

Eine angenehme Nacht liegt hinter mir, als ich um 7:00 Uhr am Frühstückstisch sitze. Das Wetter ist gut und der einstündige Flug nach Islamabad wir bei der telefonischen Anfrage am Flughafen für heute um 11:45 Uhr bestätigt. Sofort steige ich in den bereitstehenden Jeep vor dem Hotel, der mich zum Flughafen bringt. Dort bekomme ich mein Ticket, warte noch einige Zeit in der kleinen Wartehalle, bis ich mit einer halben Stunde Verspätung in das Flugzeug einsteigen kann. Während des Fluges ist zuerst die Sicht auf den Karakorum und später den Nanga Parbat eine Attraktion, welche sich kein Fluggast entgehen lassen will. Zeitweise ist es nicht mehr möglich, überhaupt aus den Fenstern zu sehen, so dicht gedrängt stehen die Passagiere davor. Leider geht ein Flug mit so einer gewaltigen Aussicht immer viel zu schnell vorüber. Am Flughafen werde ich von einem Mitarbeiter der Trekkingagentur abgeholt und ins Hotel gebracht. Dort vergeht die Zeit wie im Flug, und am Abend folge ich der Einladung von Ashraf Aman zum Abendessen. Es ist ein netter Abend, an dem ich mit Glückwünschen überschüttet werde.

20.07.1998

Rückflug nach Frankfurt

Mit dem Rückflug nach Frankfurt endet diese Expedition, die zu meinen herausragendsten Erlebnissen an den hohen Bergen zählt.

TOP