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10. Juni 1999

Ruhetag im Basislager

Die zweite Gruppe bringt heute weitere Seile nach oben, muss aber bedingt durch das unbeständige Wetter um 10:00 Uhr den Rückzug antreten. Wie überlegen zuerst, ob wir heute wieder aufsteigen sollten, aber eine nahende Gewitterfront macht diesen Plan gleich wieder zu Nichte. So nutzen wird den Tag zum Ruhetag.

11. Juni 1999

Schneefall

Am Morgen sehen wir, dass reichlich Neuschnee liegt und so beschließen wir, im Basislager zu bleiben. Den halben Tag verbringe ich im Schlafsack – das ist immer der wärmste Platz, wenn das Wetter schlecht ist! Am Nachmittag bessert sich das Wetter wieder und wir stellen die Lasten für den nächsten Aufstieg zusammen.

12. Juni 1999

Warten im Lager I

Bei sonnigem Wetter begibt sich meine Gruppe auf den Weg zum Lager I. Zuerst müssen wir uns ein Sonnensegel aufbauen, damit wir uns von der Sonneneinstrahlung schützen können. Dann aber gibt es erneute Schneeschauer am Nachmittag.
Wie sind aber trotzdem sehr zuversichtlich, dass wir morgen die Löw-Eisrinne weiter versichern können. Da wir morgen bereits um 3:00 Uhr mit dem Aufstieg beginnen wollen, gehen wir heute sehr früh in unseren Schlafsäcken und versuchen schnell einzuschlafen.

13. Juni 1999

Eiskalter Winde in der Löw-Eisrinne

Zum geplanten Zeitpunkt verlassen wir das Lager I. Gleich zu Beginn der Löw-Eisrinne bläst uns ein eiskalter Wind entgegen und innerhalb kürzester Zeit sind meine Finger und Zehen eiskalt. Nach zwei Stunden erreichen wir den Punkt, bis zu dem Wir vor zwei Tagen die Rinne versichert haben. Die Geländesteilheit beträgt nun 60° und wir kommen im Vorstieg nur sehr langsam voran.
Durch die langen Aufenthalte an den Standplätzen haben wir nach kürzester Zeit gefühlslose Zehen und wir müssen uns für den Abstieg entscheiden. 200 Meter Fixseil konnten wir trotzdem anbringen. Wir steigen jetzt zum Lager I ab. Erst nachdem ich mich zwei Stunden in meinem Schlafsack aufgehalten habe, stellt sich eine angenehme Körpertemperatur ein und wir vereinbaren mit der Gruppe 2, dass sie uns ablösen. Am Nachmittag sitzen wir dann wieder im Basislager am gut gedeckten Tisch und können es uns schmecken lassen, weil gut gekocht ist und wir richtig hungrig sind. Das Wetter bleibt allerdings weiterhin unbeständig.

14. Juni 1999

Wetterbesserung

In der Nacht hat es etwas geschneit, aber als wir am Morgen zum Frühstückszelt gehen, ist der Himmel wieder wolkenlos. Die Gruppe 2 ist heute Morgen in die Löw-Eisrinne eingestiegen und wir können sie mit dem Fernglas gut beobachten. Sie kommen nur sehr langsam voran, aber es gelingt ihnen, doch noch einige Meter Fixseile anbringen, bevor sie wieder zum Lager I absteigen. Sie übernachten nochmals im Lager I, sodass wir unseren nächsten Aufstieg für morgen planen.

15. Juni 1999

Ein langer Tag im Lager I

Wie geplant steigen wir am Morgen wieder zum Lager I hinauf. Auf halben Weg treffen wir unsere Kollegen, die zum Basislager absteigen und wir tauschen die neusten Informationen besonders über die Aufstiegsroute aus. Im oberen Bereich wird es wohl immer steiler und die Querung hinüber zur Kinshofer-Wand Wand scheint wohl eine richtige Herausforderung zu sein. Na, da haben wir ja dann noch eine Nuss zu knacken. Gemütlich steigen wir zum Lager I hinauf, werden dort aber in der Sonne erbarmungslos gebraten.
Da ist guter Rat teuer – sowohl im Zelt als auch außerhalb, ist es nicht mehr auszuhalten. Ein Sonnendach muss her und so bauen wir uns aus einer Rettungsdecke ein sehr elegantes Dach, unter dem wir alle einen Platz finden. Den Rest des Tages verbringen wir mir Diskussionen über die Taktik der nächsten Tage und trinken viel Tee. Alles in allem ein superschöner Tag, den wir aber nur bedingt genießen können, da wir durch die Sonne gebraten werden wie Hühnchen auf dem Grill.

16. Juni 1999

Die Kinshoferwand – die große Herausforderung

Um 2:00 Uhr beginnen wir mit dem Aufstieg bis zur heiklen Querung, die zur Kinshoferwand hinüber führt. Hier enden unsere Fixseile und wir müssen jetzt noch die annähernd 60° steile Querung mit weiteren 500 m Fixseil versichern. Die Passage ist sehr heikel im Vorstieg zu begehen, da sich Blankeis und Pulverschnee immer wieder abwechseln. Gegen 8:00 stehen wir dann unter der Kinshoferwand und wir sind nicht nur von ihrer Steilheit beeindruckt, sondern auch darüber, wie solch schwierigen Stellen, wie wir sie jetzt sehen, bei der Erstdurchsteigung dieser Route überhaupt überwunden werden konnte.
Im unter Teil ist erst einmal Eiskletterei in Steilcouloirs angesagt, bis wir dann in Felskletterei übergehen. Zum Glück hängen noch ein paar alte Seile und Strickleitern in der Route, die uns den Aufstieg etwas erleichtern. Unsere noch nicht ausreichend akklimatisierten Körper gelangen aber sehr schnell an ihre Leistungsgrenzen, da die die klettertechnischen Schwierigkeiten im 5. Schwierigkeitsgrad liegt und wir zusätzliche noch schwere Rucksäcke auf dem Rücken haben. Die vorhandenen alten Seile sind jedoch alle in einem erbärmlich schlechten Zustand und wir ersetzen sie ausnahmslos gegen neue. Die letzte lange Verschneidung kann im Vorstieg nur ohne Rucksack überwunden werden, sodass wir einen Teil der Ausrüstung deponieren und später nochmals absteigen müssen. Am frühen Nachmittag haben wir es dann endlich geschafft und können unser Lager II in 6000 m aufbauen. Ein entscheidender Erfolg, nachdem wir bis hier her über 1600 m Fixseile verlegt haben. Drei Stunden sind für das Ausschaufeln der Zeltplattformen jetzt doch noch notwendig, bis wir uns dann total erschöpft in die sehr exponiert aufgestellten Zelte zurückziehen können. Ein wunderschöner Sonnenuntergang entschädigt uns dann für die Strapazen an diesem Tag.

17. Juni 1999

Fixierarbeiten oberhalb von 6000 m Höhe

Wir sind heute Morgen zu müde, um zu unserem geplanten sehr frühen Zeitpunkt das Lager zu verlassen. Mit Seilen, Firnankern, Haken usw. ausgerüstet starten wir erst um 6:00 Uhr und beginnen das kombinierte Geländer oberhalb des Lagers zu versichern. Trotz des sehr steilen Geländes können wir 200 m Fixseil anbringen, bevor wieder ins Lager II absteigen. Dort beratschlagen wir, ob wir eine weitere Nacht hier verbringen und morgen weitere Fixseile anbringen sollen. Aufgrund eines massiven Wolkenaufzuges entscheiden wir uns um 9:00 Uhr für den sofortigen Abstieg ins Basislager.
Er beginnt mit der nervenaufreibenden Abseilaktion über die Kinshoferwand. Ein verklemmtes Seil in der Verschneidung treibt meinen Adrenalinspiegel nach oben. Erst nach langem hin und her gelingt es mir das Seil wieder frei zubekommen. In der Löw-Eisrinne können wir uns dann schnell die 1100 m abseilen, sodass wir am Nachmittag im Basislager völlig geschafft eintreffen. Zwei Tagen harter Arbeit und heute 2500 m Abstieg liegen hinter uns, ein Bergerlebnis der Superlative.

18. Juni 1999

Ruhetag im Basislager

Wir haben heute einen verdienten Ruhetag und die zweite Gruppe steigt heute zum Lager II hinauf. Durch das Fernglas sehen wir, dass zwei Teilnehmer die Kinshoferwand nicht überwinden können und wieder absteigen.
Es sind Wolfgang und Heinz, die am Abend mit hängenden Gesichtern im Basislager eintreffen und berichten, dass sie einfach nicht die Kraft hatten, um diese schwere Steilstelle zu überwinden.

19. Juni 1999

Zeitplan wird erstellt

Wie besprechen die nächsten Schritte im Expeditionsteam, nachdem es die ersten Probleme mit den noch verbleibenden Urlaubstagen gibt. Albert beschließt in den nächsten Tagen abzureisen und wir vereinbaren, uns mit den beiden französischen Bergsteigern, die auch hier sind, zusammenzuarbeiten. Dadurch soll die Arbeit am Berg gerechter aufgeteilt werden. Bis dato haben die Beiden immer abgewartet, bis wir versichert haben, und sind dann an unseren Fixseilen aufgestiegen. Dann können sie auch in unser Team kommen. Leider beginnt es am Nachmittag zu regnen und unser schöner Zeitplan von heute Morgen ist schon wieder infrage gestellt.

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