Petersenspitze Nordwand 2014
11. Juli 2014
Anreise
Markus und ich starten um 5 Uhr von Holzgerlingen in Richtung Pitztal. Bei der Ankunft in Mittelberg (1740) regnet es ergiebig und wir ziehen es vor, zunächst im Tal abzuwarten. Wir gehen in ein Hotel und trinken nochmals gemütlich einen Kaffee. Eine Stunde später ziehen wir uns die Regenbekleidung am Parkplatz vom Pitztaler Gletscherexpress an und beginnen mit dem Aufstieg zum Taschachhaus. Um 13 Uhr sind wir auf der Hütte und werden freundlich von Barbara Klingeis und Christoph Eder begrüßt. Christoph berichtet mir zunächst, dass es beim ursprünglich geplanten Termin vom 27.06.2014 – 29.06.2014 entgegen der Wettervorhersage doch recht gutes Tourenwetter war. Ich musste etwas schmunzeln und entgegnete ihm, dass er den knapp halben Meter hohen Neuschnee vor der Hütte am 29.6. vergessen hat. Nun ja, im Moment verstecken sich die Gipfel in den Wolken und es regnet mehr oder weniger kontinuierlich. Für eine Tour oder Ausbildung am Gletscher ist es uns zu nass und wir fokussieren uns lieber auf den morgigen Tag, für den etwas besseres Wetter vorhergesagt ist.
12. Juli 2014
Petersenspitze Nordwand (3484 m)
Um 5:00 Uhr klingelt der Wecker und nach einem kurzen Blick nach draußen legen wir uns wieder enttäuscht ins Bett. Es regnet immer noch und die Sicht ist minimal. Das darf doch nicht wahr sein! Gegen 7 Uhr hört es auf zu regnen und wir gehen schnell zum Frühstück. Die Mehrzahl der Bergsteiger ist noch in der Hütte und so kann ich mit der Entscheidung, nicht schon um 6:30 Uhr mit der Tour begonnen zu haben etwas lockerer umgehen. Um 8:00 Uhr verlassen wir die Hütte mit dem Ziel die Petersen Nordwand (3484 m) zu durchsteigen. Über den Taschachgletscher geht es zunächst bis zum Fuß des Gamsköpfl. Der Aufstieg über die Schneerinne neben dem Gamsköpfl ist mir beim Anblick der gewaltigen Schneerutsche durch die Rinne zu gefährlich. Wir steigen über den Rimmelsteig hinauf zum höheren Gletscherstockwerk. Hier treffen wir eine weitere Seilschaft, die über einen anderen Weg aufgestiegen ist und über den Normalweg zur Petersenspitze will. Eine Zweierseilschaft befindet sich bereits im Aufstieg in Richtung Petersenspitze und so können in dem grundlosen und teilweise knietiefen Schnee etwas kraftsparender gehen. Durch die dicke Firnauflage ist ein mehr oder weniger direkter Aufstiegsweg möglich. Die üblicherweise schwierig zu überwindende Spalte nach dem ersten Steilaufschwung ist komplett mit einer tragfähigen Schneebrücke bedeckt.
An der Wand angekommen, werfen wir zunächst einen Blick auf die Verhältnisse: Es ist viel Schnee in der Wand und der Bergschrund ist mittig mit einer sehr massiv wirkenden Brücke wohl kein Problem. Die Zweiseilschaft wird von einem Bergführer geführt und ich hole mir seine Meinung über den Zustand der Wand ein. Ich hatte vor einigen Jahren bereits beobachtet, wie die gesamte Schneeauflage auf einen Schlag abgegangen ist. Nach abwägen aller Kriterien entscheide ich mich für den Aufstieg.
Wir wühlen uns hinauf bis unterhalb des Bergschrundes und bauen dort einen Standplatz. Die Zweierseilschaft ist etwas schneller und steigt als Erste in die Wand ein. Im unteren Bereich der Wand hat es etwa einen Meter Neuschnee, der den Aufstieg schwierig gestaltet. Für die Standplätze und Zwischensicherungen muss der Schnee bis zum Eis entfernt werden. Nach der ersten Seillänge wird die Schneeauflage fester und wir sinken nicht mehr ganz so tief ein. In der dritten Seillänge kommt endlich die Sonne zum Vorschein und wir sind richtig begeistert. In dieser Seillänge ist auch die Schneeauflage erheblich geringer und es kommt erstmalig ein Nordwandgefühl auf. Nach dem Ausstieg aus der Wand ist es schon wieder vorbei mit der Sicht und am Gipfel der Petersenspitze ist weder der Brochkogel noch die Wildspitze zu sehen. Es ist jetzt 13:00 Uhr und wegen der aufziehenden dicken Wolkenfront machen wir uns umgehend auf den Rückweg. Zunächst steigen wir über den Westgrat ab und queren danach zurück zum Einstieg der Nordwand. Der Weg zurück zum Gamsköpfl gestaltet sich durch den grundlosen Schnee sehr anstrengend und wir sind froh, als wir festen Boden unter den Füßen haben. Es zieht jetzt immer mehr zu und es wird nicht mehr lange dauern, bis es zu regnen beginnt. Aber vom Ende des Gletschers bis zum Taschachhaus benötigen wir trotz eiligen Schrittes nochmals eine halbe Stunde. Als wir die Hütte um 17:00 Uhr erreichen, beginnt es tatsächlich intensiv zu regnen und das geht so weiter bis spät in die Nacht.
13. Juli 2014
Heimreise
Wieder klingelt der Wecker um 5:00 Uhr, aber dicke Wolken verhindern die Sicht auf die umliegenden Berge. Wir beraten die Situation und kommen zum Schluss in Ruhe zu frühstücken und dann abzusteigen. Um 8:00 Uhr verlassen wir die Hütte und steigen ab. Der starke Reiseverkehr verhindert ein schnelles Durchkommen, aber wir erreichen wohlbehalten unser Zuhause.