Sonnenplatten / Placche Zebrate
14.04.2007
Kurz entschlossen fahren wir an diesem verlängerten Wochenende nach Arco. Die Ortschaft liegt circa fünf Kilometer nördlich des Gardasees am Unterlauf des Flusses Sarca. Arco liegt in der Provinz Trient.
Durch seine geschützte Lage und die Nähe zum Gardasee herrscht in Arco ein Mikroklima, das z.B. das Wachstum von Palmen begünstigt.
Gerade wegen diesem milden Klima ist Arco ein beliebtes Klettergebiet. Die Berglandschaft um Arco bietet Sportklettergebiete wie auch viele längere alpine Touren bis zu 1000 m Kletterlänge. Daneben ist Arco Ausgangspunkt vieler Besucher für Mountainbike-Touren sowie für Bergwanderungen.
Wir kommen gegen Mittag in Arco an und beziehen unser Zimmer in einer idyllisch gelegenen Pension, bei der ich schon seit 20 Jahren immer wieder als Gast bin. Marisa, die nette Inhaberin ist stets bemüht um unser Wohl und steht mit Rat und Tat zur Seite.
Im Anschluss fahren wir zu den Sonnenplatten und beginnen zum Einklettern mit der Route Rita IV, die mit einer Länge von 400 m ein guter Auftakt ist. Es klappt alles perfekt und wir habe Spaß beim Klettern. Als wir den Ausstieg erreichen, liegt die Route bereits im Schatten und wir gehen über den ausgetretenen Steig hinunter zum Einstieg. Für morgen schauen wir uns noch ein paar andere Routen an und gehen danach zurück zum Parkplatz. Das Auto ist glücklicherweise nicht aufgebrochen worden und so fahren wir zurück nach Arco.
Arco hat eine Altstadt mit vielen kleinen Gassen, Geschäften und Bars. Mittelpunkt ist dabei die Piazza 3 Novembre (Platz des dritten Novembers), der zentral vor der großen Kirche S.M. Assunta di Arco gelegen ist. Dort besuchen wir zunächst die Eisdiele bei der Kirche und gönnen uns ein leckeres Eis. Kletterer und Mountainbiker schlendern durch die Gassen und bleiben zumeist vor den einschlägigen Geschäften stehen. Vom Daunenanzug bis zum Kletterschuh gibt es hier einfach alles und man ist gut beraten, nicht irgendwelche Dinge auf Vorrat zu kaufen. Ja, ich weiß von was ich rede, denn nahezu bei jedem Besuch in Arco ist meine Bergsteigerausrüstung anschließend umfangreicher. Ein gemütliches Abendessen in meiner Lieblingspizzeria beschließt den ersten Tag.
15.04.2007
Bei wunderbarem Wetter geht es nach dem Frühstück wieder an die Sonnenplatten. Dort beginnen wir mit der Route Rita IV, die wir gestern schon geklettert sind. Im Anschluss gehen wir zur Cane Trippa IV+ die mit 250 m Länge einen schönen Abschluss bildet im Rahmen unserer viel zu kurzen Kletterausfahrt. Am späten Nachmittag fahren wir zum Gardasee, den ich bei meinen früheren Aufenthalten nie besucht habe. Zum Baden ist es zu dieser Jahreszeit natürlich noch zu kalt, aber die Promenade am Strand ist auch sehr schön. Nach dem Sonnenuntergang gehen wir zurück nach Arco und essen nochmals in meiner Lieblingspizzeria. Beim Essen tauschen wir unsere Erfahrungen mit anderen Kletterern aus und bekommen im Gegenzug gute Informationen von anderen Klettergebieten und deren Routen. Leider müssen wir morgen wieder die Heimreise antreten und so bleiben die Routentipps dem nächsten Besuch vorbehalten.
16.04.2007
Bei einem Traumwetter nehmen wir von Arco Abschied und erlauben uns dennoch einen Abstecher in das schöne Provinzstädtchen Bozen. Dort besuchen wir das seit Juni 2006 von Reinhold Messner eröffnete MMM Firmian (Messner Mountain Museum auf Burg Sigmundskron).
Die Burg thront auf einem Porphyr Ausläufer des Mitterbergs über dem Zusammenfluss von Etsch und Eisack. Sigmundskron war immer eine besondere Burg: eine der ältesten Burgen Südtirols, mit ihren bis zu fünf Meter dicken Mauern ein frühes Zeugnis der Festungsbaukunst. Die ersten geschichtlichen Erwähnungen unter dem Namen Formicaria (später Formigar) stammen aus dem Jahre 945. Kaiser Konrad II. übergab diese 1027 dem Bischof von Trient. Im 12. Jahrhundert wird die Burg Ministerialen übergeben, die sich von da an von Firmian nennen. Um 1473 kauft der Landesfürst von Tirol, Herzog Sigmund der Münzreiche, die Burg, lässt sie zu einer Festung ausbauen und benennt sie um in Schloss Sigmundskron. Von der alten Burg Formigar bleiben nur noch bescheidene Reste übrig, die größtenteils auf dem höchsten Punkt des Festungsterrains gelegen sind. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten muss Sigmund die Burg bald darauf verpfänden. In der Folge verfällt die Anlage immer mehr. Ende des 18. Jahrhunderts gehört die Burg den Grafen Wolkenstein, 1807 bis 1870 den Grafen von Sarnthein, danach bis 1994 den Grafen Toggenburg.
Das Schloss ist ein wichtiges politisches Symbol für die Südtiroler: 1957 fand hier unter der Führung von Silvius Magnago die größte Protestkundgebung in der Geschichte des Landes statt. Über 30.000 Südtiroler versammelten sich in der Burganlage, um gegen die Nichteinhaltung des Pariser Vertrages zu protestieren und eine eigenständige Autonomie zu fordern (Los von Trient). Vor Kurzem wurde das Schloss bzw. die Ruine von der autonomen Provinz Bozen erworben. Im Weißen Trum des Schlosses befindet sich eine Dauerausstellung über die Geschichte von Sigmundskron.
www.messner-mountain-museum.it
Reinhold Messner viertes Museum beinhaltet schwerpunktmäßig tibetanische Ausstellungsstücke, wie kostbare Buddhaskulpturen und eine riesige Gebetsmühle, die auf jeden Fall eine Reise wert ist. Nach diesem Ausflug in die tibetische Kulturgeschichte und dem Himalaya geht es mit neuer Energie zurück in die Heimat.