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Dufourspitze (4634 m)

23. Juni 2011

Gegen 6:00 Uhr starten wir mit zwei Fahrzeugen von Tübingen nach Täsch, unweit von Zermatt. Benjamin, Markus, Michael werden bei dieser Tour von Helmut und mir betreut. Wir treffen uns an der Tiefgarage in Täsch und fahren von dort zunächst mit der Bahn nach Zermatt. Mit den schwer beladenen Rucksäcken gehen wir ohne Umweg zur Talstation der Gornergratbahn. Der Himmel ist bedeckt und bei der Ankunft an der Station Rotenboden auf 2815 m Höhe schneit es. Ausgerüstet mit Regenbekleidung gehen wir entlang des hoch über dem gewaltigen Gornergletscher verlaufenden Weges. Normalerweise ist das Matterhorn von hier gut zu sehen, aber im Moment behindern dicke Wolken den ungehinderten Ausblick.
Wir folgen dem leicht abfallenden Weg entlang des Gornergrats bis zu einem Gletscherschliff, wo er Pfad abrupt endet. Der Übergang auf den Gletscher war vor Jahren noch relativ einfach möglich, jetzt muss über ausgesetzte Leitern zum Gletscher abgestiegen werden. Mehrere Gruppen mit Bergführer stehen dort bereits an und jeder Teilnehmer wir einzeln gesichert über diese Leitern abgelassen. Ein zeitintensives Unterfangen, das wir mit der Bitte doch vorbeigehen zu dürfen, elegant umgehen. In etwa 2600 m Höhe betreten wir den aperen Gletscher und ziehen und dort sicherheitshalber die Steigeisen an. Langsam lassen die Niederschläge nach und die Berggipfel sind jetzt immer besser zu sehen.
Auf dem Gornergletscher folgen wir den Markierungsstangen, die besonders bei schlechten Sichtverhältnissen eine wertvolle Orientierungshilfe sind, und erreichen nach gut einer halben Stunde wieder den Übergang vom Gletscher in die Felsen. Auch hier ist durch den Rückgang des Gletschers der Weg schwieriger geworden und wir vermissen eine deutliche Markierung des Aufstiegs zur Monte-Rosa-Hütte. Über 200 Höhenmeter geht es im Geröll und über steile Gletscherschliffe beschwerlich nach oben. Die Wegefindung ist nervenaufreibend und immer wieder verlieren wir den Weg und klettern schließlich über abschüssige und grifflose Felsplatten nach oben bis auf die Seitenmoräne, wo bereits die alte Monte-Rosa-Hütte zu sehen ist.
Sie wurde allerdings wenige Wochen nach unserer Tour gesprengt.
Oberhalb des Standorts der alten Hütte ist die futuristische neue Monte-Rosa-Hütte weithin sichtbar.
Die neue Monte Rosa Hütte mit 120 Plätzen wurde im Jahr 2009 fertiggestellt. Es ist das Resultat eines Gemeinschaftsprojekts der Sektion Monte Rosa, des Schweizer Alpen-Clubs SAC und der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Das innovative Gebäude erinnert mit seiner speziellen Form und der silbernen Aluminiumhülle an einen Bergkristall. Bezüglich der Haustechnik und dem Energiemanagement wurden neue Wege gewählt. Dank einer in die Südfassade integrierten Photovoltaikanlage sowie thermischen Solarkollektoren kann der Energiebedarf zu über 90 Prozent gedeckt werden.
Wir fühlen uns in der Hütte wohl und genießen die herrliche Aussicht auf den Gornergletscher, Matterhorn, Duforspitze und Signalkuppe bei einem fantastischen Sonnenuntergang.

Starthöhe 2795 m; Gesamthöhenmeter 419 m; Gehzeit 3:33 Stunden

24. Juni 2011

Geben 2:30 Uhr verlassen wir die Hütte und steigen über die Seitenmoräne des Grenzgletschers nach Südosten durch ein Trümmermeer, das von Felsaufschwüngen durchsetzt ist. Wir aber halten uns links und steigen über einen felsdurchsetzten, ziemlich steilen Hang südöstlich hinauf und erreichen den Monte Rosagletscher. Dort seilen wir uns an und folgen dem gestuften und unproblematischen Gelände bis auf ca. 4000 m Höhe. Hier erreichen wir ein Flachstück, wo wir und die anderen Gruppen, eine kurze Pause einlegen. Es ist jetzt 9 Uhr und wir diskutieren, ob es Sinn macht noch weiter aufzusteigen oder unmittelbar zur Station Rotenboden abzusteigen. Jetzt noch 2 -3 Stunden zum Gipfel aufsteigen und im Anschluss zur Gornergratbahn gehen, ist uns zu gewagt. Auch der Standortwechsel nach Chamonix und die Suche nach einer Unterkunft wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Das Hauptziel ist und bleibt die Montblanc-Überschreitung, auch wenn uns die Entscheidung zum Rückzug jetzt sehr schwer fällt.
Für den Rückweg zur Gornergratbahn benötigen wir mit unseren viel zu schweren Rucksäcken drei Stunden. Auf Anraten der Hüttenwirtin haben wir Schneeschuhe mitgenommen, die wir bei den vorgefundenen Bedingungen nicht benutz haben.
Die erste Bahn ist jedoch schon voll besetzt und so warten wir geduldig auf das Eintreffen der nächsten. Mein Rücken schmerzt wegen des schweren Rucksacks und so bin ich froh, endlich in der Bahn zu sitzen und meinem Rücken etwas Ruhe zu gönnen.
Die Fahrt mit der Gornergratbahn nach Zermatt ist ein tolles, aber nicht ganz billiges Vergnügen. Von der Talstation gehen wir auf direktem Weg in die nächste Gaststätte und löschen dort unseren unbändigen Durst. Wir sitzen auf der Terrasse und können so die Touristen in aller Ruhe beobachten. Es ist kaum zu glauben, von wo die Leute angereist sind, ob Japan, USA oder aus den skandinavischen Ländern. Auf jeden Fall hat uns jetzt die Zivilisation wieder zurück.
Eine halbe Stunde später fahren wir mit dem Zug zurück nach Randa, von wo wir gestartet sind. Unsere Autos kommen gut gekühlt aus der Tiefgarage und mit neuem Elan geht es nach Les Houches, eine kleine Ortschaft bei Chamonix. Hier finden wir ein nettes Zimmer und ein gemütliches Lokal für das Abendessen. Dort besprechen wir unsere geplante Montblanc–Überschreitung und informieren uns über die weitere Wetterentwicklung.

Starthöhe 2795 m; Gesamthöhenmeter 1602 m; Gehzeit 9:32 Stunden

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