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Pik Pobeda (Dschengisch Tschokusu) (7439 m) 2006 Tagebuch 

22.07.2006

Flug Frankfurt nach Almaty

Wie geplant erreiche ich gegen 10:30 Uhr den Flughafen in Frankfurt. Nach dem Check-in startet die Lufthansa Maschine pünktlich um 12:00 Uhr zu ihrem Direktflug nach Almaty. Der lange aber ruhige Flug endet nach Mitternacht mit einer sanften Landung in Almaty in Kasachstan.
Almaty liegt im Südosten des zentralasiatischen Staates unweit der Grenze zu Kirgisistan und war bis 1997 die Hauptstadt des unabhängigen Kasachstan. Noch heute ist Almaty das kulturelle, wissenschaftliche und wirtschaftliche Zentrum des Landes mit Universitäten und zahlreichen Sakralbauten, Museen und Theatern. Besonders sehenswert sind die Christi-Himmelfahrt-Kathedrale und die Nikolaus-Kathedrale.
Ein Bus, der örtlichen Trekking Agentur bringt mich, zusammen mit einer weiteren Reisegruppe zum Hotel, welches sich im Ortszentrum befindet.

23.07.2006

Busfahrt von Almaty nach Karkara

Heute steht die 280 km lange Fahrt nach Karkara, eine entlegene Zeltstadt für die Bergsteiger und Bergwanderer, auf dem Programm.
Gleich nach dem Frühstück kaufe ich 110 Briefmarken in der Hotelhalle für meine Grußpostkarten. Allerdings kann ich trotz intensiver Bemühungen nur etwa die Hälfte der Postkarten vor der Abfahrt des Busses mit den Briefmarken versehen. Die bringe ich noch zu Post, den Rest der Postkarten kann ich leider erst nach meiner Rückkehr nach Almaty auf die Reise schicken.
Das ist verschmerzbar. Was mir viel mehr im Magen liegt, ist meine Ausrüstung, die ich schon Wochen zuvor mit Cargo vorausgeschickt habe und es jetzt kaum noch erwarten kann, sie zu Gesicht zu bekommen. So fiebere ich dem Eintreffen des Agenturvertreters entgegen, der die ersehnten Gepäckstücke bringen soll. Nach geraumer Zeit betritt der Agenturmitarbeiter die Hotelhalle, allerdings ohne meine Ausrüstung. Ich bin irritiert aber er versichert mir, dass die Ausrüstung bereits in Karkara eingelagert ist. Es bleibt mir nichts anderes übrig als es zu glauben. Sollte hier etwas fehlen, wäre die gesamte Expedition gefährdet.
Wenig später sitzen wir in einem kleinen Bus und meine Gedanken werden auf die vorbeifliegende Landschaft gelenkt. Je näher wir an die Grenze von Kirgisistan kommen um so eindrucksvoller und gewaltiger wir die Bergkulisse des Tianshan-Gebirges. Die Formalitäten am Grenzübergang gestalten sich langwierig und sind für mich an einem so entlegenen Außenposten nicht nachvollziehbar. Die Stimmung in der kleinen Reisegruppe ist toll und so vertreiben wir uns die Wartezeit mit allerlei Erzählungen. Gleich nach der Grenze geht die Straße stetig nach oben und um 17:00 Uhr erreichen wir das wunderschön gelegene Bergsteigerlager in Karkara. Das Lager besteht aus einer Kantine und mehreren Lagerhallen sowie 30 – 40 Hauszelten für die Bergsteiger, inmitten von saftigen Wiesen und einer sanften Hügellandschaft.
Mein Bergführer Dimar Pavlenko begrüßt mich bei der Ankunft. Ein durchtrainierter, erfahrener und netter Extrembergsteiger, der bereits die Makalu-Westwand Erstdurchstiegen hat. Wir verstehen uns sofort, auch wenn die Verständigung mit Englisch etwas mühsam ist. Mein sehnsüchtig erwartetes Gepäck ist vollständig und unbeschädigt im Lagerhaus. Jetzt kann die Expedition beginnen, was der sagenhafte Sonnenuntergang eindrücklich bekräftigt.

24.07.2006

Akklimatisation in Karkara

An die Zeitumstellung hat sich mein Körper noch nicht gewöhnt und so wache ich viel zu früh auf. Die Zeit bis zum Frühstück verbringe ich mit lesen und Tagebuch schreiben. Das Frühstück ist im Gegensatz zu den Expeditionen in Nepal eher bescheiden. Nachdem ich meine zwei Tassen Kaffee getrunken habe, packe ich meinen Rucksack und unternehme mit Dimar eine Akklimatisierungstour auf eine nahe gelegene Anhöhe. Nach der Rückkehr am Nachmittag unterhalte ich mich noch lange mit der Trekking Gruppe des DAV Summit Club, die mit mir gestern in Karkara eingetroffen ist.

25.07.2006

Flug von Karkara zum Basislager (4030 m)

Der Start des Hubschraubers verzögert sich immer wieder, bis er gegen 8:00 Uhr abhebt und in Richtung Pik Pobeda fliegt. Im Inneren der MI 08 ist es wie immer sehr laut und eine Unterhaltung ist nur durch Schreien möglich. Dafür ist der Blick auf das Panorama des Tianshan-Gebirges aus über 4000 Meter Flughöhe gewaltig. Wir nähern uns immer mehr den Khan Tengri und den Pik Pobeda und ich bin fasziniert von den gewaltigen Dimensionen. Der Hubschrauber folgt nun dem nördlichen Inylchek-Gletscher bis zum Fuße des Khan Tengri, wo das Basislager „Nord-Enilcek" liegt. Bergsteiger, die den Khan Tengri als Ziel haben, steigen hier aus. In den 90er Jahren führte die übliche Besteigungsroute über den südlichen Enilcek Gletscher bis zu den Schneehöhlen zwischen Csepajer (6120 m) und der Gipfelflanke von Khan Tengri. Heutzutage ist die Route von der Nordseite mehr favorisiert, nachdem es auf der Südroute viele Todesopfer durch Eisschlag gegeben hat.
Ich nutze den kurzen Stopp, um ein paar Bilder von der Aufstiegsroute zu machen. Der Hubschrauber hebt jetzt wieder ab und bringt uns zu unserem Basislager „Süd-Enilcek", welches in 4030 m Höhe liegt.
Der Lagerleiter empfängt uns freundlich und zeigt uns unser Zelt. Wir richten uns zunächst erst einmal häuslich ein und gehen danach noch ein Stück in Richtung Khan Tengri, um uns an die neue Höhe zu gewöhnen. Beim Abendessen macht die Meldung über einen tödlich verunglückten Bergsteiger am Khan Tengri die Runde. Dimar soll bei der morgigen Bergung mithelfen. Ich plane erst einmal einen Ruhetag ein.

26.07.2006

Ruhetag im Basislager (4030 m)

Eine englische Trekkinggruppe wird heute vom Hubschrauber abgeholt und so ist bereits am frühen Morgen ein Stimmengewirr im sonst eher trostlosen Basislager zu vernehmen. Immer wieder wird die Nachricht verbreitet, dass der Hubschrauber bald eintrifft. Letztendlich ist das unverwechselbare Geräusch des MI17 aber erst gegen Mittag zu hören. Mit lautem Getöse schwebt er ein, bringt ein paar neue Trekker und Bergsteiger mit und entschwindet kurz darauf mit den Engländern. Nachdem wieder Ruhe eingekehrt ist, stelle ich meine Ausrüstung für den morgigen ersten Aufstieg zum Lager I zusammen. Das Ziel ist wie immer, möglichst geringes Gewicht zusammenzubekommen und doch alles Wichtige dabei zu haben. Tatsächlich sind es dann aber doch über 20 kg die mein Rucksack auf die Waage bringt. Irgendwie werde ich den Rucksack schon von der Stelle bringen, obwohl ich für diese Höhe noch nicht ausreichend akklimatisiert bin.
Gegen Abend ziehen dunkle Wolken auf und es beginnt zunächst, zu regnen. Nach kurzer Zeit werden aus den Regentropfen dicke Schneeflocken und im Nu ist das Basislager mit einer Schneedecke überzogen. Jetzt kommt der Trumpf dieses Basislagers zum Einsatz: die kleine Sauna. Gut aufgeheizt verschwinde ich nach dem Saunagang in meinem Schlafsack und schlafe tief und fest.

27.07.2006

Aufstieg vom Basislager in Richtung Lager I

Als wir am Morgen aus dem Zelt schauen, schneit es immer noch und es ist ungewiss, ob wir heute überhaupt aufbrechen können. Erst nach dem Frühstück lassen die Niederschläge nach und wir entscheiden uns für den Aufbruch. Zunächst führt der Weg immer entlang der Moräne und die Wegefindung ist relativ einfach. Das ändert sich jedoch sehr schnell, als wir auf den Gletscher queren. Hier sind keine Markierungsfahnen vorhanden und so irren wir immer wieder auf dem riesigen Gletscher umher, ohne wirklich eine Strecke zurückzulegen. Zu allem Übel fängt es erneut an zu schneien und wir sehen unter diesen widrigen Bedingungen keine Möglichkeit, vor Einbruch der Dunkelheit das Lager I zu erreichen. Wir entscheiden uns für den Rückweg zum Basislager, was im Schneetreiben schon genug Herausforderung darstellt. Wenn es das Wetter zulässt, möchten wir Morgen den Weg zum Lager I mit Markierungsfahnen ausstatten, damit der Route auch bei schlechten Bedingungen gefunden werden kann.

28.07.2006

Markierungsarbeiten auf dem Weg zum Lager I (4450 m)

Der Schneefall hat in der Nacht aufgehört und so starten wir zusammen mit drei tschechischen Bergsteigern am frühen Morgen vom Basislager in Richtung Lager I. Über die Moräne bis zu unserem Umkehrpunkt auf dem Gletscher kommen wir zügig voran. Der weitere Weg über den zerklüfteten Gletscher ist jedoch schwierig zu finden und das Setzen der Markierungsfähnchen erfordert zusätzlich Zeit. Bis wir unseren Platz für das Lager I in 4450 m erreichen, vergehen tatsächlich 7 Stunden. Der Lagerplatz liegt in gebührendem Abstand zum gewaltigen Eisbruch und den steilen Nordwänden des Pik Pobeda. Immer wieder donnern gewaltige Lawinen aus der Nordseite des Pik Pobeda zu Tal und man ist gut beraten, sich in der Gefahrenzone so kurz wie möglich aufzuhalten. Unsere tschechischen Bergsteigerkollegen beginnen am späten Nachmittag mit dem Versichern des steilen Eisbruches, der den Durchschlupf zum Lager II bildet. Es ist die entscheidende Schlüsselstelle am Fuße des Berges, die überwunden werden muss, um zum Lager II zu gelangen. Am Abend schneit es erneut wieder und ich bin froh, dass ich in meinem warmen Schlafsack liege.

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