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Mindelheimer Klettersteig 2007

Versuch einer Winterbegehung

10.02.2007

Seit mehreren Tagen ist das Wetter beständig schön und so starten wir um 4:30 Uhr mit dem Ziel den Mindelheimer Klettersteig zu begehen. Ob eine Winterbegehung des Klettersteiges möglich ist, kann aus der Ferne sehr schwer eingeschätzt werden. In der Stuttgarter Gegend liegt zumindest kein Schnee und im Gebirge hat es auch schon seit Längerem nicht geschneit. Der Lawinenlagebericht für den bayerischen Alpenraum vermeldet die Gefahrenstufe 2, was für mich die Obergrenze für diese Unternehmung ist. Besonders der steile Abstieg (40 - 45 Grad) von der Kempten Scharte zur Hinteren Wildenalpe, sollte nicht unterschätzt werden.
Am Stuttgarter Dreieck stehen wir dann im ersten Stau, in dem es nur so wimmelt von holländischen Kennzeichen. Offensichtlich sind jetzt, zu Beginn der Faschingsferien, alle auf dem Weg zur Skipiste. Ätzend langsam geht die Fahrt nach Ulm und wir überlegen uns immer wieder, ob wir nicht wieder umkehren sollen. Zwischen Ulm und Kempten geht es dann wieder etwas flotter voran und schlussendlich erreichen wir Mittelberg bei Tagesanbruch um 8:30 Uhr.
Beim Gasthof Schendle stellen wir unser Auto ab und gehen dann über den anfangs noch geräumten Fahrweg durch das Wildental zu Wiesalpe. Hier endet der geräumte Weg und wir müssen unseren Weg selbst spuren. Von einer vorhandenen Skiaufstiegsspur können wir als Fußgänger nicht profitieren und im Nu reicht uns der Schnee bis zum Knie. Der Weg durch den Wald oberhalb der Vorderen Wildenalpe ist hingegen recht gut zu gehen.
Im nachfolgenden Latschenfeld versinken wir einige Male bis zur Hüfte im Schnee und müssen uns dann mühsam wieder befreien. Auch im baumfreien Kessel darüber wird es nicht viel einfacher und wir fragen uns, wie die vorhandenen Bedingungen zu dem aktuellen Schneelagebericht passen. Dem Bericht zufolge soll nur wenig Schnee vorhanden sein und die Südhänge sogar schneefrei sein. Offensichtlich trifft die großräumige Vorhersage vor Ort nur bedingt zu. An der Fiderepaßhütte (2065 m) gönnen wir uns eine kleine Pause und begutachten den relativ steilen Hang, durch den wir unsere Spur hinauf zur Fiderescharte anlegen müssen.
Nach unserer Pause gehen wir zum Beginn des Hanges und graben dort ein Schneeprofil, um uns eine eigene Meinung über die Lawinensituation zu bilden. Meine persönliche Einschätzung deckt sich mit dem offiziellen Lawinenlagebericht und so stiegen wir mühsam zur Fiderescharte hinauf, wo wir viereinhalb Stunden nach unserem Start in Mittelberg ankommen. Dort begutachten wir den tief verschneiten Grat hinauf zum Einstieg und mir kommen ernsthafte Zweifel, ob die Tour bei diesen Bedingungen überhaupt verantwortbar ist. Zunächst warten wir auf das Eintreffen zweier Bergsteiger, die in unseren Spuren heraufkommen und beratschlagen mit ihnen das weitere Vorgehen.
Es stellt sich schnell heraus, dass die beiden Bergsteiger auf keinen Fall vorsteigen wollen und so entscheiden wir uns für den Abbruch der Tour. Bevor wir uns auf den Rückweg machen, steigen wir auf einen kleinen Gipfel, der sich gegenüber dem Weg zum Klettersteig befindet. Während einer längeren Pause genießen wir die fantastische Aussicht auf die schneebedeckten Berge. Unterdessen grüble ich darüber nach, ob es nicht doch eine Möglichkeit gibt, über den Kletterstieg zu kommen. Letztlich siegt aber die Vernunft und wir gehen zurück zur Fiderepaßhütte. Dort hätten wir gerne die kommende Nacht verbracht, aber ohne Schlafsäcke verwerfen wir diesen Gedanken wieder.
Während des Abstiegs nach Mittelberg überholen wir mehrere Snowboarder, die verzweifelt eine geeignete Route für die Abfahrt suchen. Offensichtlich muss es nicht unbedingt ein Nachteil sein, zu Fuß unterwegs zu sein.

Na dann bis zum nächsten Versuch....

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